Rohrinnensanierung
05.12.07
Wie die Patrizia die Sache sieht und welche Vorteile die
Rohrinnensanierung aus ihrer sicht bietet, hat sie allen Mietern mit
Schreiben vom 12.11. 2007 mitgeteilt. Was das Verfahren selbst angeht
beruft sie sich dabei vor allem auf Erfahrungsberichte und darauf, dass
das Epoxidharz das im Wohnpark zum Einsatz kommt momentan als
einziges unter trinkwasswerhygienischen Aspekten in der entsprechenden
Leitlinie des Bundesumweltamtes gelistet wird. Aber, welche Bedeutung
hat das für das gesamte Verfahren?
Was das Verfahren für Hausbesitzer attraktiv machen kann, ist
die Verschiebung einer Komplettsanierung (Austausch der Rohre)
auf ungewisse Zeit. Für alle, die sich für die Diskussion
interessieren, kommen am Ende der Seite einige
Links ➔ zum Thema. Auch auf dem FORUM der IG gibt es etliche Beiträge dazu.
Die andere Sichtweise
Das
Bundesumweltamt schreibt in seiner Mitteilung UBA aktuell 3/2007
über die zur Rohrinnensanierung verwendeten Epoxidharze: "Es fehlt
sowohl die Erprobung in der Praxis als auch die breite Anerkennung
durch die Fachwelt."
Einer der Experten auf dem Gebiet der Rohrsanierung
berichtet in der "Sanitär + Heizungstechnik" 7 / 2007 unter der
Überschrift "Zulassung fehlt noch immer" ausführlich
über das Verfahren.
Im Zentrum der Überlegungen steht der Begriff "allgemein
anerkannte Regeln der Technik". Dr Ening der Autor des Artikels
verweist auf den 4. Abschnitt der Trinkwasserverordnung; "Pflichten des
Unternehmers und des sonstigen Inhabers einer
Wasserversorgugungsanlage". Dort stehe in :
§17 Besondere Anforderungen
(1) Für die Neueinrichtung oder die Instandhaltung von Anlagen....für die Verteilung von Wasser für den menschlichen Gebrauch dürfen nur Werkstoffe und Materialien verwendet werden, die in Kontakt mit Wasser Stoffe
nicht in solchen Konzentrationen abgeben, die höher sind als nach
den allgemein anerkannten Regeln der Technik unvermeidbar, oder den nach dier Verordnung vorgesehenen Schutz der
menschlichen Gesundheit unmittelbar oder mittelbar mindern, oder den
Geruch oder den Geschmack des Wassers verändern; .....§31....
Die Anforderung des Satzes 1 gilt als erfüllt, wenn bei Planung, Bau und Bertrieb der Anlagen mindestens die allgemein anerkannten Regeln der Technik eingehalten werden.
Der Artikel führt dann aus, dass im Bereich der Trinkwasserversorgung insbesondere
- das Deutschen Normungsinstitut (DIN)
- der Verein Deutscher Ingenieure (VDI)
- die Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches (DVGW)
für das Erlassen entsprechender Regeln und Vorschriften
zuständig sind. Dabei kommt dem DVGW laut Dr. Erning eine
besondere Legitimation zu.
Es werden eine Menge technischer Regeln, Details und Anforderungen
aufgeführt welche an das Beschichtungsmaterial, das Verfahren
selbst und an die Ausführenden gestellt werden. Anhand nicht
gelungener Sanierungen zeigt Dr. Erning die Notwendikeit der Einhaltung
der Regeln. Er kommt zu dem Schluss:
"Bis zum heutigen Tag hat kein Systemanbieter die Eignung seines
Verfahrens nach den oben genannten technischen Regeln nachgewiesen."
Das hier im Wohnpark zum Einsatz kommende Epoxidharz erfüllt laut
Mitteilung der Patizia zwar die Anforderungen der Epoxidharzleitlinie,
aber, so stellt Dr. Erning fest, "auch diesem Verfahren fehlen die
weiteren Zulassungen. Es gibt demzufolge bisher auch kein Unternehmen
am Markt, das die Zulassung für die Anwendung eines solchen
Verfahrens nach dem Arbeitsblatt W545 besitzt." Der Autor kommt zu dem
Schluss: "Bisher ist kein Verfahren beim DVGW zugelassen worden. Daraus
ergibt sich unmittelbar, dass eine Anwendung derartiger Verfahren ohne
die notwendigen Zulassungen nicht empfohlen werden kann." Eine
erfolgreiche und dauerhafte Sanierung, so der Fachmann, könne nur
durch die Einhaltung der definierten Verfahrensparameter erzielt
werden.
Kaufinteressenten aus dem Wohnpark, die sich bei der GEW (Gas-
Elektrizitäts- und Wasserweke Köln AG) erkundigt haben,
wurden u.a. auf haftungsrechtliche Fragen angesprochen, die aus der
oben genannten Problematik mit einer Trinkwasserleitung einher gehen
könnten, welche evtl. nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik
entspreche. Von Interesse für die Kaufinteressenten waren aber
nicht nur die Haftungsfragen, sondern auch wie sich solche
Gegebenheiten z.B. auf einen eventuellen Wiederverkauf einer Wohnung
auswirken. Wer hier mehr wissen will oder muss, sollte sich am besten
mit einem spezialisierten Fachmann in Verbindung setzen.
Für Käufer bleibt ausserdem die Frage was nach dem Ablauf
der Garantie von 10 Jahren passiert. Ist zu erwarten, dass sich die
Epoxidharzverkleidung spätestens dann wieder von den Rohren
löst wie uns einige Fachleute sagten oder wird sie länger halten? Und was passiert wenn nicht? Die
nächste Innenrohrsanierung oder nun der Komplettaustausch? So oder
so ein Kostenfaktor.
Interview mit einem der es (fast) hinter sich hat
Wir führten das Interview am 4. Dezember mit einem Mieter an der Niehlerstr. 340
Hier wurde Mitte November 2007 mit der Rohrinnensanierung
begonnen.
Frage: Herr G. wie wurden Sie über die anstehende Rohrsanierung informiert?
Herr G.: Es gab einen Aushang
der Patrizia im Eingangsbereich unseres Hauses in dem eine
Rohrsanierung angekündigt wurde. Dann bekamen wir einen Brief der
Firma Holter. Da war für jede Wohnung angegeben, in welchem
Zeitraum sie betroffen ist. Für meine Wohnung war das der 14.11.
bis 16.11. Es gab aber noch den Zusatz die Termine könnten sich um
2-3 Tage verschieben. Da ich nicht mehr Arbeite war das für mich
kein Problem. Aber ich weiß nicht, was die Leute machen die jeden Tag
zur Arbeit müssen.
Frage: Waren Sie durch den Brief ausreichend darauf vorbereitet, was die Arbeiten konkret für Sie bedeuten?
Herr G.: Nicht Ansatzweise. Da
stand etwas von einer Notwasserversorgung. Ein Hahn pro Etage um mit
dem Eimer Wasser für die Toilette zum nachspülen zu holen.
Dass man tagelang die Toiletten in der Wohnung nicht benutzen kann und
es keine Duschmöglichkeit gibt darauf war ich nicht vorbereitet.
Den ganzen Tag über standen die Türen offen. Durch die Rohre
die da so ungünstig rumlagen konnte ich meine Toilette zwei oder
drei Tage lang überhaupt nicht benutzen.
Frage: Hat sich denn die Patrizia um die Probleme gekümmert und auch Möglichkeiten zum Duschen angeboten?
Herr G.: Wenn man sagt
unprofessionell ist das noch günstig gesprochen. Das war eine
Frechheit. Niemand war zuständig. Erst als sich die Mieter massiv,
auch schriftlich, in Augsburg beschwerten wurde schließlich eine
leer stehende Wohnung in der 3. Etage zur Verfügung gestellt. Da
durch meine Wohnung zwei verschiedene Rohrstränge
führen ging es bei mir noch. Ich hatte mal hier mal da Wasser.
Aber auch nicht immer. Mir taten die Leute leid, durch deren
Wohnung nur ein Strang fließt die hatten dann überhaupt kein
Wasser. Und das ganze Mit Kindern möchte ich mir gar nicht
ausmalen. Schlimm, dass es keinen Plan gab.
(Der Brief von dem Herr G. spricht wurde im Forum veröffentlicht.)
Frage: Wurde Ihnen von Patrizia
ein Ausgleich dafür geboten, dass die Wohnung nicht mehr richtig
zu nutzen war? Hotelunterbringung, finanzieller Ausgleich oder
ähnliches?
Herr G.: Überhaupt nichts.
Frage: Wann waren die Arbeiten beendet?
Herr G.: Heute früh
(4. Dezember 2007) haben Sie in der Küche die Wand aufgeklopft um
verstopfte Rohre zu erneuern. Kommen Sie.
(In der Küche ist ein Teil der Wand mitsamt den Fließen aufgestemmt. Dahinter laufen die Rohre.)
Frage: Die Rohre waren doch gerade erst innensaniert.
Herr G.: Das Rohr hatte sich
mit dem Harz zugesetzt. Dann wurde etwas ausgetauscht. Danach war es
noch schlechter. Dann wurde jetzt die Wand aufgeklopft. Ich saß
hier eine Woche und hatte Angst, dass meine Waschmaschine kaputt geht.
Jetzt haben Sie das Rohrstück ausgetauscht.
Frage: Ist das neue eingesetzte Rohr dann auch innenbeschichtet?
Herr G.: Das weiß ich
nicht. Ich hoffe nur, dass jetzt Schluss ist. Das geht nun seit dem 14.
November das sind jezt 2 1/2 Wochen. Morgen wollen sie das Loch in der
Wand wieder zumachen.
Herr G wir danken Ihnen für das Gespräch.
Nachsatz: Herr G. bat zu Beginn des Gesprächst eine Tasse
Tee an. Das Wasser dafür hatte er im Supermarkt gekauft. Als es
wieder Wasser aus dem Hahn gab seien da zuerst so kleine Teilchen mit
rausgekommen. Jetzt sei alles wieder klar. Aber man wisse ja nie.
AUSSENAUFNAHMEN VON DER SANIERUNG AN DER NIEHLERSTR. :
LINKS zur Rohrinnensanierung
IRohrleitungssanierung durch Kunstharzbeschichtung ➔ Ein Diskussionsforum zum Thema. Am besten ganz unten anfangen zu lesen.
www.wasser.de ➔ Hier am besten "Epoxid" als Suchbegriff direkt unter "Wasser.de" eingeben.
Wikipedia Eintrag ➔ Auch in Wikipedia findet sich ein Artikel zur Rohrinnensanierung.